„Die Zeit heilt alle Wunden!“ heißt es im Volksmund. Doch einfach abwarten und Tee trinken wollen die wenigsten Eltern; gerade wenn es um das Thema Impfschutz für ihre Kinder geht. Dabei ist das durchaus auch ein heikles Thema.
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Impfen 2015
[dropcap]B[/dropcap]eim Impfen denken wir immer zuerst an typische Kinderkrankheiten wie Masern; Mumps oder Röteln. Krankheiten, die längst ihre tödliche Gefahr eingebüßt haben. Von einer dauerhaften Ausrottung ist gar die Rede. Deshalb werden die empfohlenen Schutzimpfungen für jegliche Altersgruppen schon mal gern vernachlässigt.
In Wahrheit ist jedoch die moderne Medizin bis heute nahezu machtlos, wenn es um ansteckende Infektionskrankheiten geht. Die Verbreitung von Bakterien und Viren (Hauptverursacher jeder Infektion) in den Griff zu bekommen, ist ein Unterfangen, an dem die epidemiologische Forschung fieberhaft arbeitet. Wie schwierig so etwas sein kann, zeigen die aktuellen Fälle des Ebola Virus.
Impfschutz nach wie vor unentbehrlich
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Immer mit der Ruhe
Grund genug grauenhafte Angstzustände zu bekommen, geschweige denn Panik zu schieben, ist das an dieser Stelle allerdings nicht. In der Regel werden die ersten Lebensjahre Ihres Kindes nicht von den klassischen Kinderkrankheiten überschattet. Auch mit einem Ausbruch im weiteren Lebenslauf müssen Sie selten rechnen. Die Statistiken belegen dies.[/box]
Der subjektive Eindruck der Gesellschaft schlägt sich in den Zahlen nieder. Weniger als 1% ist heutzutage in Deutschland noch von Infektionskrankheiten wie Keuchhusten oder Kinderlähmung betroffen. Die Sterblichkeitsrate bei einer klassischen Kinderkrankheit ist außerdem verschwindend gering. Von rund 1000 Betroffenen (exemplarische Zahl) gibt es maximal 1-2 Todesfälle. Zu verdanken haben wir diese Entwicklung regelmäßig durchgeführten Impfungen und die immer besser werdende medizinischen Behandlungsmöglichkeiten.
„Die Impfung ist das wirksamste Mittel, das wir gegen Infektionskrankheiten haben. Sie hat die Eindämmung der Infektionen in diesem Ausmaß in der westlichen Welt erst möglich gemacht. Wir sollten im Umkehrschluss aber nicht dem Trugschluss verfallen, deshalb jetzt auf Schutzimpfungen zu verzichten!“ Darin sind sich wahrscheinlich alle Experten einig.
Dank STIKO alles im Griff
Das haben die Fälle vom Anstieg der Masern in der Bundesrepublik erst vor rund 10 Jahren (2005) gezeigt. Sie waren größtenteils auf fehlenden Impfschutz zurückzuführen. An Unwissenheit ab welchem Lebensjahr welcher Wirkstoff gegen welche Krankheit geimpft werden darf, sollte es dank der STIKO (Ständige Impfkommission) jedenfalls weder Ärzten noch Patienten mangeln.
Das 1972 vom Bundesgesundheitsministerium eingerichtete, unabhängige Expertengremium vom Robert Koch Institut mit Sitz in Berlin gibt jährlich einen Impfkalender für Säuglinge; Kinder; Jugendliche und Erwachsene heraus. Dieser „Kalender“ ist öffentlich einsehbar. Er steht also nicht nur Medizinern (Ärzten) zur Verfügung.
Dabei ist und bleibt der Impfkalender aber lediglich eine Empfehlung! Niemand sollte zur strikten Einhaltung gezwungen werden und jedes einzelne Kind muss individuell betrachtet werden. Für jedes Kind die gleichen Impfzyklen anzuwenden halten zumindest wir für falsch. Auch müssen Bedenken der Eltern ernsthaft berücksichtig werden und im Zweifel sollten Arzt und Eltern zu einem Kompromiss fähig sein.
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Impfkritiker vs. Impfbefürworter
Die bei einigen Kinderärzten vorzufindende Einstellung „Sie MÜSSEN Ihr Kind impfen und wenn Sie es nicht tun, dann gehen Sie zu einem anderen Arzt“ ist nicht nur falsch, sondern bestärkt impfkritische Eltern noch mehr in Ihrer Haltung. Es wird dabei gerne vergessen, dass Eltern immer nur das Beste für Ihr Kind wollen. Ängste und Sorgen müssen daher ernstgenommen werden und der Kinderarzt hat einfach die Verpflichtung gegenüber dem Kind eine umfangreiche Beratung anzubieten und im Zweifel die Impfungen individuell anzupassen. Oft wird mit impfkritischen Eltern auch ein zeitversetztes Impfen ausgemacht. Beispielsweise nicht vor dem 1. Lebensjahr und dann eben dem Alter angepasst. Das ist vernünftig und sollte eine gute Lösung darstellen.[/box]
(Um zu vergrößern bitte klicken)
Quelle
Inhalt des Impfkalenders
An die Wand hängen müssen Sie sich diesen Impfkalender also nicht. Ihr Hausarzt bzw. Kinderarzt ist normalerweise bestens unterrichtet über die Impfempfehlungen des Impfkalenders und sollte wie bereits weiter oben schon erwähnt auch zu Kompromissen bereit sein. Inhalt des Impfkalenders sind die Impfstoffe gegen folgende Erkrankungen:
- Masern
- Mumps
- Röteln
- Diphterie
- Tetanus
- Keuchhusten
- HPV
- Pneumokokken
- Rotaviren
- Meningokokken
Der Kinderarzt kennt übrigens auch die unterschiedlichen Arten von Schutzimpfungen. Sollten Unsicherheiten bestehen fragen Sie ihn danach.
- Die Grundimmunisierung: Der Impfstoff gelangt zum ersten Mal in den Körper, häufig in den ersten Lebensmonaten/Jahren). Die Immunisierung kann in bis zu 4 Teilimpfungen erfolgen)
- Die Auffrischimpfung (bei Jugendlichen; Erwachsenen)
- Die Nachholimpfung (eine Grundimmunisierung aller noch nicht Geimpften bzw. eine Vervollständigung einer noch nicht abgeschlossenen Impfserie)
Impfkalender genügt höchsten wissenschaftlichen Standards
Nicht umsonst vertraut er auf seine wichtigste Quelle, die STIKO. Die rund 20 ehrenamtlichen Experten wurden vom Bundesgesundheitsminister höchstpersönlich ernannt. Es handelt sich dabei um Männer und Frauen, die das gesamte Spektrum des Gesundheitswesen abdecken: Ärzte; Forscher; Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitswesen. Jahrelange Erfahrung zeichnet sie aus.
Um gar nicht erst den Verdacht der Befangenheit oder von privaten wirtschaftlichen Interessen (z.B. durch die Nähe zu einem Pharmaunternehmen) zu erwecken, prüft das Bundesgesundheitsministerium ganz genau, wer die nächsten 3 Jahre Bestandteil der Kommission werden darf. Allerdings steht die STIKO auch häufiger in der Kritik dennoch nahe der Pharmalobby zu stehen. Insbesondere die Besetzung der Ständigen Impfkommission steht im Fokus, da man hier „Kungeleien“ vermutet; dabei sind die Besetzungskriterien schon gut durchdacht.
Wer es in die Reihen der Auserwählten geschafft hat, kommt zweimal im Jahr zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. In dieser heißen „Entstehungsphase des Impfkalenders“ werden nun die wichtigsten Erkenntnisse über Immunologie (Verträglichkeit/Einsatz von Impfstoffen nach Krankheitsbild, persönlichen körperlichen Voraussetzungen); Epidemiologie (Impfstoffentwicklung/Bekämpfung von Seuchen, großflächig sich ausbreitenden Infektionskrankheiten; Empfehlungen an den Staat) sowie auch über schädigende Nebenwirkungen des Impfstoffes zusammengetragen und diskutiert.
In Zusammenarbeit mit dem Paul Ehrlich Insitut (Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel) werden Lösungen für künftige Herausforderungen entwickelt. Um eine möglichst exakte Arbeit zu gewährleisten werden kleine Arbeitsgruppen für einzelne Tagesordnungspunkte gebildet. Das Ergebnis aller Erkenntnisse lässt sich abschließend im Impfkalender ablesen.
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Deine Meinung
Wie ist deine Meinung zum Impfen? Sollte man dem STIKO in vollem Umfang vertrauen oder gibt es dazu auch Alternativen? Wenn Du selbst schon Kinder hast, wie war eure Entscheidung zum Impfen? Schreib uns jetzt deine Meinung![/box]
Bildquellen
Artikelbild: © panthermedia.net Frank Peters