Während einer Schwangerschaft ist es ganz normal, dass sich der Körper einer Frau verändert und an Gewicht zunimmt. Immerhin wächst in ihrem Bauch ein neues Leben heran, das versorgt werden will und das während der Schwangerschaft stark von den körperlichen Kräften der Mutter zehrt. Aber wann ist eine Gewichtszunahme in der Schwangerschaft noch normal und wann sollte man sich als Frau Gedanken machen? Und gibt es Möglichkeiten, um einer zu starken Gewichtszunahme entgegen zu wirken?
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Ein Blick auf die Gewichtsübeltäter
[dropcap]E[/dropcap]s gibt diverse Bereiche des Körpers, die während der Schwangerschaft für die Geburt des Babys ausgelegt werden und dadurch auch mehr Masse ansammeln. Da wäre zum einen der Uterus zu erwähnen, dessen Muskelschicht besonders in den letzten Wochen erheblich anwächst, damit die Frauen bei der Geburt ihr Kind überhaupt durch das bekannte Pressen zur Welt bringen können.
Da Muskeln schwerer als sonstiges Gewebe sind, nehmen Frauen allein in diesem Bereich bereits bis zu 1kg zu. Eine weitere Quelle der Gewichtszunahme ist die Gebärmutter, in der das Baby heranwächst. Die Gebärmutter wächst und verdichtet sich während der Schwangerschaft, um dem Baby eine ideale Umgebung für seine neunmonatige Entwicklung vom Ei über den Embryo bis hin zum Kind zu ermöglichen und es unter anderem vor Schädigungen durch Bewegungen zu schützen.
Im Durchschnitt wächst die Gebärmutter während der Schwangerschaft um 900g. Damit das Baby im Mutterleib auch mit Nahrung versorgt werden kann, bildet sich die Plazenta, welche bis zu 400g wiegen kann. Sobald das Baby auf der Welt ist, wird die Plazenta vom Körper abgestoßen und als Nachgeburt ausgeschieden.
Ebenfalls für die Geburt des Kindes wird das Blutvolumen im Körper der Schwangeren erhöht. Diese biologische Maßnahme soll gewährleisten, dass sowohl das Kind als auch seine Mutter die Geburt gut überstehen. Denn bei manchen Frauen kommt es während der Geburt zu starken Blutungen durch Einrisse oder das Kind muss per Kaiserschnitt geholt werden.
Ein zusätzliches Blutvolumen von ca. 1,2kg soll die Lebensfähigkeit der Frauen auch in solchen Fällen verbessern, damit sie nicht bei der Geburt verbluten. Des Weiteren sammelt jeder Frauenkörper während der Schwangerschaft ca. 2,6kg Flüssigkeit an, das meiste hiervon ist Fruchtwasser, aber auch Wassereinlagerungen in den Beinen gehört dazu.
Die Brüste einer werdenden Mutter wachsen zusätzlich um ungefähr 500g an und der Körper lagert dazu noch ungefähr 2,5kg Fettreserven ein. Diese dienen dazu, die Milchproduktion anzukurbeln, wenn das Baby auf der Welt ist, damit es auch genügend Nahrung hat. Aber natürlich trägt das Kind selbst mit seinem Eigengewicht dazu bei, dass eine Frau während der Schwangerschaft zunimmt. Im Durchschnitt wiegen Babys bei der Geburt zwischen 3 und 4kg.
Was ist normal an Gewicht
Zählt man die oben aufgeführten Punkte zusammen, ergibt sich eine durchschnittliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft von ca. 11kg. Das ist allerdings kein fester Richtwert, an dem sich Frauen während ihrer Schwangerschaft orientieren müssen. Denn jede Frau verarbeitet eine Schwangerschaft anders. Einige nehmen wenig zu, auch wenn sie mehr als sonst essen und sich normal bewegen, wogegen andere Frauen bereits bei der kleinsten süßen Sünde ein gefühltes Pfund mehr auf ihren Hüften haben.
Aus diesem Grund weichen Ärzte auch immer häufiger davon ab, einen Standard-Wert für eine Gewichtszunahme während der Schwangerschaft auszugeben, da dieser voraussetzen würde, dass alle Frauen von ihrer Physiologie und ihren Stoffwechselprozessen her gleich sind. Stattdessen geht man neuerdings vom Ausgangsgewicht einer Schwangeren vor der Schwangerschaft aus und ermittelt den damaligen BMI, um zu bestimmen, welche Gewichtszunahme normal und wünschenswert wäre. So gelten folgende Richtwerte:
- BMI von unter 19,8 durchschnittliche Gewichtszunahme von 12 bis 19kg
- BMI zwischen 19,8 und 26 durchschnittliche Gewichtszunahme von 11 und 15kg
- BMI zwischen 26,1 und 29 durchschnittliche Gewichtszunahme von 6,8 bis 11kg
- BMI über 29 maximale Gewichtszunahme von 6,8kg
Risiken bei Übergewicht während der Schwangerschaft
Wenn eine Frau während der Schwangerschaft deutlich mehr als das normale Schwangerschaftsgewicht zunimmt, schadet sie dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem Kind. Denn in das vergrößerte Fettgewebe werden Immunzellen eingelagert, welche verschiedene Entzündungsreaktionen hervorrufen.
Diese Entzündungsreaktionen können sich auch auf die Plazenta einer Schwangeren auswirken und die dort ablaufenden Stoffwechselvorgänge verändern. Dem Kind werden dadurch ungewollt giftige Stoffe zugeführt und es kommt zu einer Präeklampsie, auch Schwangerschaftsvergiftung genannt. Darüber hinaus steigt bei übergewichtigen schwangeren Frauen das Risiko einer Insulinresistenz deutlich, was eine Diabetes zur Folge hat, die auch an das ungeborene Baby weitervererbt werden kann. Außerdem besteht das Risiko von hohem Blutdruck und der Bildung von Ödemen.
Studien haben auch gezeigt, dass die Neugeborenen übergewichtiger Frauen ebenfalls erheblich schwerer bei ihrer Geburt sind als andere Babys. Obwohl die genauen Abläufe nicht eindeutig geklärt sind, geht man davon aus, dass der Körper einer Schwangeren bei einem zu hohen Überschuss an Fett dieses einfach nicht mehr im Fettgewebe einlagern kann und es stattdessen „umschichtet“, sodass das Fett über die Plazenta im Fettgewebe des Babys eingelagert wird.
Übergewicht durch richtige Ernährung vermeiden
Um während einer Schwangerschaft nicht hilflos in die Breite zu gehen, können werdende Mütter sich vorbereiten und der überhöhten Gewichtszunahme entgegenwirken. Dabei sollten sie sich zunächst einmal von der Vorstellung verabschieden, dass man während der Schwangerschaft „für Zwei isst“.
Diese Annahme ist veraltet und stammt noch aus einer Zeit, in der viele Menschen einfach nicht genug zu essen hatten und es bei den Geburten häufig zu Mangelerscheinungen der Babys kam. Heutzutage weiß man, dass der Kalorienverbrauch von Frauen während ihrer Schwangerschaft nur um ca. 200 bis 300 Kalorien erhöht ist. Das entspricht gerade mal einem Croissant oder vier Glas Cola, welche man zusätzlich am Tag zu der normalen Ernährung benötigen würde.
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Eine Schwangerschaft ist also keine Einladung dazu, einfach alle Lebensmittel im Haus wie ein Staubsauger in sich aufzusaugen. Stattdessen sollten schwangere Frauen ihre Ernährung den neuen Lebensumständen anpassen und eher daran denken, was gut für das Kind ist, statt nur zu schauen, was für sie selbst lecker ist. Statt Fertiggerichten und Fast Food sollten Schwangere lieber auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung setzen, die aus viel Obst und Gemüse besteht.
Fleischprodukte sind auch erlaubt, sollten allerdings nicht zu viel und auch nicht zu fettig sein. Dafür dürfen Schwangere beherzt bei Brot, Nudeln, Kartoffeln und Co. zugreifen und sich davon auch abends mal eine Portion gönnen.
Außerdem sollte viel Fisch und natürlich auch viele Milchprodukte den Weg auf den Speiseplan während der Schwangerschaft finden. Denn durch den Fisch erhalten Mütter und ihre ungeborenen Kinder wichtige Proteine, die unter anderem beim Muskelaufbau eine Rolle spielen, während in Milchprodukten diverse Nährstoffe wie Kalzium enthalten sind.
Auch Schokolade, ein paar Chips oder ein Glas Eistee sind zwischendurch mal in Ordnung. Allerdings sollten Frauen beachten, dass diese Produkte, die vorrangig Zucker und Fett enthalten, nahezu keinen Nährwert für die Babys im Mutterleib haben. Einfach ausgedrückt landen die „kleinen Sünden“ am Ende nur auf den eigenen Hüften und bleiben dann nach der Schwangerschaft auch erhalten.
Körperliche Ertüchtigung
Um die gesunde Ernährung zusätzlich zu unterstützen, können Schwangere sich auch noch ein wenig sportlich betätigen. Hierbei gilt, dass nahezu alles erlaubt ist, was risikoarm und relativ stressfrei für Mutter und Kind ist. Gemütliches Joggen oder Nordic Walking ist erlaubt, anstrengende Marathonläufe oder Sprints dagegen logischerweise nicht.
Viele Schwangere, die auf der Suche nach etwas Bewegung sind, finden Fahrrad fahren sehr angenehm. Denn dabei bewegen sich hauptsächlich die Beine, während das Baby im Bauch ruhen kann und nicht – wie beispielsweise beim Joggen – immer im Bauch mitwippt.
Eine andere angenehme Betätigung ist auch das Schwimmen, da dabei der gesamte Körper vom Wasser getragen wird und man sich wesentlich leichter fühlt. Beim Schwimmen kann man sich prinzipiell auch länger bewegen, da der Körper durch das Wasser immer wieder leicht abgekühlt wird und man deshalb nicht ganz so schnell und so stark ins Schwitzen gerät.
Aber bevor man sich überhaupt mit dem Thema Sport und Bewegung auseinandersetzt, sollte man zunächst einen Frauenarzt aufsuchen. Dieser kann genau ermitteln, ob sich das Gewicht einer schwangeren Frau im Normalbereich bewegt und er kann sie auch dahin gehend beraten, ob für sie überhaupt Sport geeignet ist und welche Art der Bewegung sie machen dürfte.
[flexvid]
[/flexvid]Fazit
Die Gewichtszunahme bei der Schwangerschaft ist ein Thema, mit dem sich jede Frau mit Kinderwunsch befassen muss. Deswegen sollten sich Schwangere bereits im Vorfeld bei ihrem Arzt informieren, was auf sie zukommen wird und mit wie viel zusätzlichem Gewicht sie – ausgehend von ihrer vorherigen Statur – zu rechnen haben.
Es ist aber nicht wichtig, dass man sich präzise aufs Gramm wiegt und bereits bei der kleinsten Überschreitung des „Normalgewichts“ in Panik verfällt. Denn letztendlich geht es um das Wohlbefinden von Kind und Mutter und nicht um irgendwelche Tabellen und Statistiken. Die Frauen werden schon am besten wissen, was gut für sie und das neue Leben in ihrem Bauch sein wird.
Wenn Schwangere ihre Ernährung umstellen und sich zusätzlich regelmäßig und mit Erlaubnis ihres Arztes auch sportlich bewegen, vermeiden sie von vorneherein eine übermäßige Gewichtszunahme und können dann die Monate ihrer Schwangerschaft auch entsprechend mit gelegentlichen „süßen Sünden“ genießen, ohne sich Sorgen um die Pfunde machen zu müssen.
Auch wenn Sie noch nicht schwanger sind, ist es wichtig sich bereits im Vorfeld über einige Dinge zu informieren, besonders wenn es in Verbindung mit der Gesundheit des Babys steht. Wenn Sie gerade eine Schwangerschaft planen und es bislang noch nicht geklappt hat, können Sie einen Eisprungkalender zur Hilfe nehmen und Ihrem Kinderwunsch damit vielleicht etwas näher kommen.
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Bild oben: © panthermedia.net / Mitar gavric