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Wie Eltern Kinder durch die Pubertät begleiten (sollten)

Wie Eltern Kinder durch die Pubertät begleiten (sollten)

Jeder Erwachsene hat sie irgendwann einmal durchlebt, auch wenn er nur ungern an diese Zeit zurückdenkt. Die Rede ist natürlich von der Pubertät. Sie gilt als eine der schwersten Zeiten im Leben des Menschen, denn nicht nur die körperliche Entwicklung drückt auf das Gemüt, es sind auch die Vorgänge innerhalb des Organismus, die manch einen Jugendlichen zum Verzweifeln bringen. Auch deswegen sind Eltern gefragt. Wir zeigen Ihnen, was es im Umgang mit Pubertierenden zu beachten gibt.

Für viele Eltern bleiben ihre Kinder, wenn sie sich zwischen 14 und 17 befinden, ein Rätsel, das sie niemals so ganz entschlüsseln. Dabei können pubertierende Jugendliche ganz unterschiedliche Verhaltensweisen aufzeigen. Eines haben jedoch fast alle Pubertierenden gemeinsam: Sie sind launisch, impulsiv, starken Stimmungsschwankungen unterlegen und sehr experimentierfreudig – leider auch dort, wo es sich Eltern eigentlich nicht wünschen. Drogen, Alkohol und natürlich auch die ersten sexuellen Erfahrungen gehören zwar nicht immer, aber doch immer öfter zum Heranwachsen dazu. Gerade durch das Internet ist es mittlerweile auch sehr einfach für Jugendliche, an Inhalte zu gelangen, die ganz und gar nicht jugendfrei sind. Eltern sollten gerade in diesem Punkt besonders aufmerksam sein.

„Klicks auf Pornos sind bereits fester Bestandteil von heranwachsenden Jugendlichen. Die Jugendlichen beeinträchtigt das zwar wenig, bei Erwachsenen hingegen schlagen die Alarmglocken. Wichtig ist, dass Eltern mit dem Kind über ihre Sexualität reden und sich auch mit nichtjugendfreien Inhalten aus dem Web auseinandersetzen, rät der Jugendschutzverantwortliche von pornoseitentest.com.

Pubertät: Umbauarbeiten im Gehirn

Die größte Baustelle des menschlichen Körpers während der Pubertät ist das Gehirn. Auch wenn die Wissenschaft das ganze Rätsel der Veränderungen, die während der menschlichen Reifephase ablaufen, noch nicht gänzlich entschlüsselt hat, ist eines klar: Viele Hirnregionen verändern sich während der Pubertät extrem. Dies gilt beispielsweise für die Großhirnrinde. Hier werden während der Kindheit Nervenzellen und Synapsen gebildet, die für Lernprozesse verantwortlich sind. Während der Jugendzeit werden viele dieser Verbindungen dann wieder gelöst, andere Nervenfasern ausgebaut. Hierdurch werden Denkprozesse beschleunigt. Der menschliche „Prozessor“ erreicht allmählich seine volle Leistungsfähigkeit.

Doch eben weil viele Hirnregionen sich während der Pubertät im Umbau befinden, unterliegt das Verhalten von Jugendlichen im großen Maße dem limbischen System, welches sich für die Verarbeitung von Emotionen und der Steuerung des Triebverhaltens verantwortlich zeichnet. Innerhalb dieses Systems fällt dem sogenannten Nucleus accumbens eine zentrale Rolle zu. Dieser Hirnteil besitzt jede Menge Dopamin-Rezeptoren. Dopamin ist ein Hormon, welches als körpereigenes Belohnungssystem fungiert und für Glücksgefühle zuständig ist. Bei pubertierenden Jugendlichen ist die Anzahl der Dopamin-Rezeptoren allerdings noch sehr gering ausgeprägt. Dies ist der Grund, weswegen Pubertierende einen größeren „Kick“ brauchen, um glücklich zu sein. Wissenschaftler vermuten, dass hier der Grund liegt, weswegen viele Jugendliche zu extremen Rauschmittelkonsum neigen.

Und auch andere typische Verhaltensmuster lassen sich auf Veränderungen im Hirn zurückführen. Der Präfrontalcortex zählt zu den letzten Hirnteilen, die sich vollständig bei Pubertierenden ausprägen. Mit diesem Bereich ist jedoch die Impulskontrolle verknüpft.
Und auch Veränderungen bezüglich der Oxytocin-Rezeptoren wirken sich nachhaltig aus, weil es unter anderem die Fähigkeit beeinflusst, soziale Bindungen einzugehen. Insgesamt lassen sich also sehr viele typisch-jugendliche Verhaltensmuster auf physiologische Ursachen zurückführen, die für die Betroffenen nur schwer bis gar nicht zu kontrollieren sind. Eltern sollten dies bedenken.

Was Eltern tun können – welche Fehler sie unterlassen sollten

Zaertlichkeiten sollten nicht erzwungen werden | © panthermedia.net / Viacheslav Iakobchuk
Zaertlichkeiten sollten nicht erzwungen werden | © panthermedia.net / Viacheslav Iakobchuk

Experten raten Eltern, ihren pubertierenden Kindern gegenüber Gelassenheit auszustrahlen, diese allerdings auch nicht mit sich allein zu lassen. Dies bedeutet, dass sich Eltern nicht auf jeden Konflikt einlassen sollten und auch in schwierigen Situationen souverän agieren müssen. Zeigt man Frust, Enttäuschung oder ein zunehmendes Desinteresse, führt dies häufig dazu, dass die eigenen Kinder gar nicht mehr mit einem reden.

„Gespräche zwischen Eltern und Kindern funktionieren dann am besten, wenn die Kinder echtes Interesse spüren. Kinder merken schnell, ob die Eltern wirklich wissen wollen, wie es ihnen geht, oder ob sie vor allem an der Note in der Mathe-Schulaufgabe interessiert sind“, erzählt die Psychologin Elisabeth Raffauf.

Auch deswegen erscheint es für Eltern sinnvoll, nicht nur für das Kind, sondern auch für sich selbst einige Grundregeln aufzustellen, an denen sie sich orientieren können. Denn natürlich ist es auch für Eltern nicht einfach, stets mit Ruhe und Gelassenheit aufzutreten, wenn das Kind permanent auf stur schaltet.

Lob

Teenager brauchen viel Lob, insbesondere in der Pubertät, in der sich ihre eigene Identität ausbildet. Zustimmung, Anerkennung und Wertschätzung helfen dem Kind, Vertrauen in sich selbst zu finden und die psychischen Begleiterscheinungen der Pubertät schnell hinter sich zu lassen.

Zärtlichkeit

Liebe und Zärtlichkeit sind menschliche Grundbedürfnisse. Viele Eltern machen jedoch den Fehler zu glauben, die Kinder seien aus dem Knuddel-Alter raus. Doch dies ist nicht so. Gerade in der Pubertät sind Umarmungen wichtig, um Stress, Trauer, Angst und Kummer schnell überwinden zu können – insbesondere wenn das Kind nur schwer sozialen Anschluss an Gleichaltrige findet.

Akzeptanz und Freiraum


Eltern müssen Kinder in der Pubertät akzeptieren, wie sie sind. Dies bedeutet nicht, dass man alles durchgehen lassen sollte. Dass Kinder sich aber Gruppen oder Cliquen anschließen, ist normal und für die Entwicklung des Kindes zum Erwachsenen essentiell. Hier gehört auch dazu, dass Kinder ab und an über die Grenzen schlagen. In Gruppen entwickeln Kinder ihre Sozialkompetenz. Sie lernen ihre Grenzen erst kennen, lernen zu vertrauen, loyal zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Mit Gewalt hat Cliquen-Bildung in der Regel nichts zu tun.

Feste Regeln

Pubertierende Kinder denken oft, sie seien der Mittelpunkt der Welt. Dies macht gerade das Familienleben, in welchem der Alltag aus Geben und Nehmen besteht, nicht einfach. Auch deswegen benötigen Jugendliche feste Regeln, an denen sie sich orientieren können und die einem allzu egoistischem Verhalten entgegenwirken. Da Jugendliche sich aber allzu oft gegenüber Regeln resistent zeigen, lohnt es oft nicht, sich Strafen als Folge für unerwünschtes Verhalten auszudenken. Deutlich wirksamer scheint das Prinzip Belohnung. Wenn Jugendliche beispielsweise pünktlich nach Hause kommen, kann dies mit einer Ausweitung des häuslichen Zapfenstreichs belohnt werden. Eltern sollten im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern immer bedenken, dass auch die Pubertät sich nur über einen kurzen Zeitraum erstreckt, der irgendwann einmal vorbeigeht, und sich bemühen, ihre Sprösslinge bestmöglich zu unterstützen. Der eine oder andere wird sich vermutlich noch an seine eigene Pubertät erinnern und gewiss zur Einsicht gelangen, dass er selbst auch nicht viel besser war.

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