Als Lebenshaltungskosten bezeichnet man die Aufwendungen, die von einem Haushalt aufgebracht werden müssen, um das tägliche Leben zu bestreiten. Hierzu zählen im wesentlichen sämtliche Kosten die im In- und Ausland für Verpflegung, Unterkunft, Bekleidung, Hygiene, sowie der Körperpflege, Bildung und Ausbildung, Unterhaltung, dem Hobby, Sport und die Reisen, wie auch der Religion, die Haltung von Tieren, für den Unterhalt und den Betrieb von Fahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen usw. anfallen sowie ggf. Aufwendungen für Dienstboten.
Inhalt
Berechnung der eigenen Lebenshaltungskosten
[dropcap]U[/dropcap]m die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten der eigenen Familie zu berechnen, reicht es nicht lediglich die monatlichen Einnahmen und Ausgaben gegenüber zu stellen. Hierbei werden immerhin sehr häufig jene Kosten außer Acht gelassen, die nicht monatlich, sondern nur in kleineren oder größeren Abständen anfallen, wie z.B.
- Kfz-Versicherung
- Hausrat- und Haftpflichtversicherung
- sonstige Versicherungen
- GEZ-Gebühren
- Nachzahlung von Betriebskosten
- und dgl. mehr
Einen realistischen Wert, der aussagt wie hoch die Lebenshaltungskosten der eigenen Familie tatsächlich sind wird man nur erhalten, wenn man die Lebenshaltungskosten für ein ganzes Jahr berechnet. Hierfür ist es also erforderlich mindestens ein Jahr lang akribisch Buch zu führen, indem man jede auch noch so kleine Einnahme und Ausgabe notiert und zwar die monatlich anfallenden Kosten ebenso wie jene, die nur in größeren Abständen zu entrichten sind. Beginnen wir mit den monatlich anfallenden Fixkosten: Hierzu zählen:
- Miete
- Telefon, Handy und Internet
- Strom (sofern nicht vierteljährlich oder jährlich abgerechnet wird).
Zu den variablen Kosten zählen:
- Kosten für Lebensmittel
- Dinge für den täglichen Bedarf (Bekleidung, Hygiene und Körperpflege, Haushaltswaren)
- Reparaturen und Zubehör
- Kosten für Bildung und Ausbildung wie
- Schulranzen
- Bücher
- Hefte
- Stifte und Federmäppchen
- Kosten für Schulfahrten, Ausflüge usw.
- Kosten für Kfz wie
- Benzin
- Kfz-Steuer
- Kfz-Versicherung
- Reparaturen und Wartung
- Sind Haustiere vorhanden, so schlagen diese ebenfalls finanziell zu buche mit:
- Futter
- Ausstattung
- jährlichen Impfungen
- Medikamente
Zum Schluss wären noch die Kosten für Geschenke, Bücher, Zeitschriften, Unterhaltungselektronik, Hobbys, Sport sowie für Urlaube und Ausflüge mit der Familie aufzulisten. Addiert man alle diese Kosten übers Jahr hinweg zusammen und teilt am Ende die erhaltene Summe durch zwölf, so erhält man die individuellen monatlichen Lebenshaltungskosten der eigenen Familie.
Lebenshaltungskosten gemäß Ermittlung des Statistischen Bundesamtes
Um die Lebenshaltungskosten in Deutschland zu ermitteln, verwendet das Statistische Bundesamt den Begriff „Warenkorb“. In diesen Warenkorb fließen sämtliche Konsumgewohnheiten eines bundesdeutschen Durchschnittshaushalts (vier Personen) ein. Die Mengen der jeweils gekauften Güter (Waren und Dienstleistungen) gehen als sog. Wägungszahl (gewogener Durchschnitt der Güterpreise) in die Berechnungen ein. Aus diesen Daten werden die monatlichen Lebenshaltungskosten ermittelt.
Um Vergleiche mit den in den Vorjahren ermittelten Werten anstellen zu können, hat man den Begriff „Lebenshaltungskostenindex“ bzw. „Verbraucherpreisindex“ (VPI) eingeführt. Dieser gibt die durchschnittliche prozentuale Preisveränderung aller Güter im Bereich des privaten Bedarfs an. Ausgangspunkt ist der errechnete Warenkorb eines bestimmten Basisjahres (momentan 2010). Dieser Wert wird alle fünf Jahre aktualisiert. Aus dem Vergleich der aktuellen Gesamtentwicklung mit der des Vorjahres ergibt sich die jeweilige Preisveränderung (Teuerungsrate). Der Lebenshaltungskostenindex wird darüber hinaus auch als wichtige Indikator für die Einschätzung der Inflationsrate betrachtet.
Die einzelnen Güter im Warenkorb ordnet man rund 700 Gütergruppen zu. Hierfür kommt die gleiche Art von Klassifizierung zur Anwendung, wie sie auch von den Vereinten Nationen zur Erstellung von Konsumstatistiken benutzt wird.
Die ermittelten Gütergruppen fasst man in drei Hierarchiestufen zusammen, deren oberste Hierarchiestufe insgesamt zwölf Kategorien enthält. Dazu gehören Ausgaben für Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke, alkoholhaltige Getränke, Tabakwaren, Bekleidung, Schuhe, Kosten für die Wohnraummiete sowie für Nebenkosten wie Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe. Zur ersten Hierarchiestufe zählen außerdem Einrichtungsgegenstände, Ausgaben für die Gesundheitspflege, für Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Sie endet mit den Ausgaben für Freizeit und Unterhaltung.
Die Produkte für die Preisbeobachtung werden laufend anhand repräsentativer Stichproben ermittelt. In diese Stichproben fließen rund 300.000 Einzelpreise ein, die Monat für Monat von 600 Preiserhebern in 188 Gemeinden ermittelt werden. Die einzelnen Güter des Warenkorbs werden anschließend bestimmten Güterkategorien zugeteilt. Für jede Güterart wird die durchschnittliche Preisentwicklung berechnet. Diese wird dann anhand des sog Wägunsschemas gewichtet. Die Wägungszahl gibt an, wieviel ein Haushalt im Schnitt für eine bestimmte Güterart ausgibt. Somit soll sichergestellt werden, dass jede Gütergruppe mit dem ihr gebührenden Anteil in die Gesamtberechnung des Preisindex eingeht.
Das Wägungsschema wird in einem 5-Jahres-Turnus aktualisiert (letzmalig 2010), der auf freiwilligen, in 60.000 Haushalten durchgeführten Einkommens- und Verbrauchsstichproben basiert. Diese Haushalte führen im Auftrag des Statistischen Bundesamtes für drei Monate Buch über ihre sämtlichen Einnahmen und Ausgaben. Diese Basisinformationen werden noch ergänzt durch detaillierte Zusatzerhebungen. Der Verbraucherpreisindex gibt den prozentualen Wert, verglichen mit dem jeweiligen Basisjahr (derzeit 2010) an, welches mit 100 Punkten gewertet wird. Dabei können die verschiedenen Gütergruppen zum Teil eine völlig unterschiedliche Entwicklung aufweisen. Diese Tatsache wird als einer der Gründe dafür genannt, dass die von vielen Menschen subjektiv empfundene Inflation oftmals stark von der im Verbraucherpreisindex angeblich objektiv erfassten Inflation abweicht.
Quelle: http://www.vouchercloud.de
Gesamtindex Lebenshaltungskosten private Haushalte – Veränderung gegenüber dem Vorjahr
2013 105,7 1,5 %
2012 104,1 2,0 %
2011 102,1 2,1 %
2010 100,0 1,1 %
2009 98,9 0,3 %
2008 98,6 2,6 %
2007 96,1 2,3 %
2006 93,9 1,5 %
2005 92,5 1,6 %
2004 91,0 1,6 %
2003 89,6 1,1 %
2002 88,6 1,4 %
2001 87,4 2,0 %
2000 85,7 1,4 %
Quelle: Statistisches Bundesamt
Die ermittelten Daten erlauben außerdem einen Vergleich mit den Lebenshaltungskosten in anderen daraufhin untersuchten Ländern Europas wie Außereuropas.
Lebenshaltungskosten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern Europas
Die Erhebungen der letzten Jahre deuten daraufhin, dass es sich in Deutschland vergleichsweise günstig lebt. Die Preise liegen mit 1,5-3,4 Prozent nur geringfügig höher als beim EU-Durchschnitt. D.h. Waren und Dienstleistungen – vom Brot bis zum Friseurbesuch – sind in Deutschland günstiger zu haben als in den meisten Anrainerstaaten. Das Preisniveau ist derzeit lediglich in Polen (43,5 Prozent weniger) und in der Tschechischen Republik (29,4 Prozent weniger) sowie in Ungarn deutlich niedriger angesiedelt als in Deutschland. Die Krisenländer Südeuropas liegen bei Spanien (4,5 %), Griechenland (7,5 %) und Portugal (13 %). Italien liegt mit 4,5 % sogar geringfügig über dem EU-Durchschnitt.
In Luxemburg müssen die Verbraucher zum Beispiel 22 Prozent mehr hinblättern als im EU-Durchschnitt. In Belgien sind es zwölf, in Frankreich elf, in den Niederlanden acht und in Österreich sieben Prozent mehr. Am tiefsten in die Taschen greifen müssen die Eidgenossen. Sie liegen mit satten 58-61,8 Prozent über dem EU-Durchschnitt, wobei die Schweiz selber jedoch nicht der EU angehört. Auch Norwegen – als weiteres nicht EU-Land – ist mit 50,7 Prozent ein teures Pflaster. Als teuerstes EU-Land gilt Deutschlands nördlicher Nachbar Dänemark (mit 42,2 Prozent). Auch in den anderen nördlichen Ländern ist das Leben relativ kostspielig: Schweden (29,8 Prozent) und Finnland (23,5 Prozent). Mit Abstand am günstigsten leben Verbraucher zur Zeit in Bulgarien. Hier liegen die Kosten für die Lebenshaltung um rund die Hälfte niedriger als im EU-Durchschnitt. Auch Albanien (-50,4) und Mazedonien (-53,3) sind auf vergleichbar niedrigem Niveau platziert.
Lebenshaltungskosten in Deutschland im Vergleich zu außereuropäischen Ländern
Während das deutsche Preisniveau im innereuropäischen Vergleich nur geringfügig überdurchschnittlich ausfällt, ergibt sich im weltweiten Vergleich ein anderes Bild. So lag das Preisniveau im Jahr 2011 in Deutschland um 35,7 Prozent über dem Schnitt von weltweit 179 daraufhin untersuchten Ländern. Nur wenige außereuropäische Länder erwiesen sich als teurer. So lagen die Lebenshaltungskosten im Vergleich zu Deutschland in Australien um 38,4 Prozent, in Japan um 27,9 Prozent höher. Ansonsten sind die Preise auf dem asiatischen Kontinent deutlich günstiger als bei uns: Südkorea -27,6 %, China, ebenso die die Russische Föderation, beide gleich bei -49,7 %, Indien -71,8 %. Alle afrikanischen Länder blieben ebenfalls unter dem deutschen Preisniveau, auch Südafrika (mit -38,6 %) . Das gilt ebenfalls für alle beteiligten lateinamerikanischen Länder. Als günstiger erwies sich auch das Leben in den USA (-12,1 %). Hingegen lag das Preisniveau in Kanada um 14,1 % höher als in Deutschland.
Empfehlungen
Platz 1 der Kosten
Laut Bundesamt für Statistik muss der größte Prozentsatz des monatlichen Netto-Einkommens auf Wohnen und Heizen veranschlagt werden. Experten empfehlen, dass die Miete (inkl. Nebenkosten) nicht mehr als ein Drittel des Nettoeinkommens verschlingen sollte. In der Realität sieht es jedoch so aus, das die Mieten je nach Region extrem schwanken. Insbesondere in Großstädten liegen sie oft weit darüber. Im Bundesdurchschnitt liegen die Kosten für Wohnen, Energie und Instandhaltung bei 34,1 %.
Das liegt etwas oberhalb des Bereiches, den die Experten empfehlen, was in erster Linie mit den hohen Energiekosten zusammen hängt. Beim Erwerb eines Eigenheims ist zu beachten, dass dieses nicht mehr als das Dreifache des jährlichen Netto-Haushaltseinkommens kosten sollte. Bei einem Jahresverdienst von 50.000 Euro wären das also 150.000 Euro, die man beim Kauf von Eigentum nicht überschreiten sollte. Zusätzlich zur monatlichen Hypotheken-Zahlung muss man noch weitere Kosten wie Grundsteuer, Versicherungen, Wartung usw. einplanen, die mit circa 2-3 % zu Buche schlagen.
Platz 2 der Kosten
Auf Platz 2 liegen meist die laufenden Kosten fürs Auto (14,6 %). Hinsichtlich der Anschaffung eines Autos raten Finanz-Experten, dass dies nicht mehr als sechs Netto-Gehälter kosten darf. Verdient man im Jahr 50.000 Euro, so kann man sich also ein Auto für 25.000 Euro leisten. Hinzu muss man allerdings die laufenden Kosten für Versicherung, Sprit, Reparaturen und Wartung einplanen. Diese dürfen 15 % des Haushaltseinkommens nicht übersteigen.
Platz 3 der Kosten
Auf Platz 3 liegen die Kosten für Lebensmittel. Hierfür sollte man realistischer Weise knapp 15 % des Einkommens veranschlagen. Hierunter fallen auch Genussmittel wie Tabakwaren und Alkohol. Je nach Anspruch und Bedarf können die Kosten in diesem Bereich sehr stark nach oben oder unten variieren. So kostet zum Beispiel ein Kleinkind weniger als ein Teenager.
Platz 4 der Kosten
Auf Platz 4 liegen bei den Deutschen die Kosten für Freizeit und Kultur. Rund 11 % des Einkommens werden für Theater, Kino, Museum oder Besuche im Zoo ausgegeben. Hier kann man leicht Geld einsparen, wenn das Budget einmal zu knapp wird.
Sonstiges
Unter sonstige Ausgaben (27,1 %) entfallen Kosten für Kleidung und Gesundheit, aber auch für Reisen sowie kleinere Ausgaben wie Telefonkosten. Ein wichtiger Posten, an dem man nicht rütteln sollte, ist die Altersvorsorge. Wie viel man fürs Alter zurück legen kann, hängt von Faktoren wie Einkommen, Alter und bereits vorhandenem Vermögen ab. Als Faustregel gilt folgender Prozentsatz des Bruttoeinkommens: Berufsanfänger: 4-6 %, 30-Jährige: 5–8 % und über 40-Jährige: 7–10 %.
Rund 4 % des Monatsbudgets sollten für Körper- und Gesundheitspflege aufgewandt werden. Darunter zählen Medikamente (inkl. Rezeptgebühren), Therapiekosten, aber auch Pflegemittel, Sauna usw. Bei diesem Posten muss man mit zunehmendem Alter eine Steigerung einkalkulieren. Der Posten Kleidung schlägt mit knapp 5 % im Monatsbudget relativ geringfügig zu Buche. Jedoch sollte man frühzeitig daran denken, Geld für größere Anschaffungen wie Wintermantel, Schuhe, Stiefel zurück zu legen. Hinsichtlich Versicherungen ist anzumerken, dass eigentlich nur eine Haftpflichtversicherung (Kosten rund 50 Euro pro Jahr) sowie eine Hausratversicherung (rund 100 Euro im Jahr) notwendig und sinnvoll sind. Falls man einen Hund hat, käme noch die Hundehaftpflicht hinzu. Weitere Versicherungen sind meistens nicht sinnvoll.
Modellrechnung für Haushalt mit einem Kind
Eine Übersicht über monatlich anfallende Kosten, an denen sich der Verbraucher orientieren kann, stellt eine wertvolle Orientierung dar. Daran lässt sich ablesen, ob evtl. einzelne Posten überdurchschnittlich hoch repräsentiert sind, wo man evtl. Einsparungen vornehmen muss usw.
Hier soll eine Berechnung vorgestellt werden, die für eine Familie mit einem Kind erarbeitet wurde.
Modellfamilie: Paar mit einem Kind
(Kleinkind bis maximal fünf Jahre)
Das Paar mit Kleinkind wohnt zur Miete. Die Familie hat ein Nettoeinkommen zwischen 2.601-3.403 Euro. Würde eine solche Familie unter ansonsten gleichen Bedingungen in einer eigenen Immobilie wohnen, würde sie im Schnitt 936 Euro fürs Wohnen zahlen.
Die Ausgaben verteilen sich wie folgt:
- Wohnen 730 Euro
- Hauswirtschaft 84 Euro
- Ernährung 439 Euro
- Körper- und Gesundheitspflege 118 Euro
- Persönliche Ausstattung 126 Euro
- Mobilität 542 Euro
- Kommunikation 97 Euro
- Bildung und Freizeit 345 Euro
- Betreuung und Pflege 104 Euro
- Beiträge, Honorare, Geldtransfer 50 Euro
- Versicherungen 61 Euro. .
Anhand dieser Zahlen und Werte lässt sich ein Durchschnitt der Lebenshaltungskosten für Familien in Deutschland berechnen.
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Artikelbild: © panthermedia.net Martin Dworschak