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Schilddrüsenunterfunktion beim Kind | Oft unerkannt!

Schilddrüsenunterfunktion beim Kind | Oft unerkannt!

SchilddrüsenunterfunktionNicht nur Erwachsene können von einer Schilddrüsenunterfunktion (auch unter dem Namen Hypothyreose bekannt) betroffen sein, wie man hier nachlesen kann. Kinder leiden oft darunter und besonders Säuglinge und Kleinkinder können schwere Schäden davon tragen, wenn die Unterfunktion der Schilddrüse nicht rechtzeitig erkannt wird.

Betroffene Kinder der Schilddrüsenunterfunktion fallen meist durch ein besonders inaktives Verhalten und Entwicklungsstörungen auf. In Deutschland wird bei Neugeborenen durch das TSH-Screening schon fünf Tage nach der Entbindung nach einer Hypothyreose gesucht. Das Screening erfolgt durch die Entnahme eines Bluttropfens, welcher aus der Ferse gewonnen wird. Wird eine Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt, kann das fehlende oder zu wenig gebildete Schilddrüsenhormon durch die Gabe von Hormon-Tabletten ausgeglichen werden.

Schilddrüsenunterfunktion (Kretinismus) beim Kind

Wird bei Säuglingen eine Schilddrüsenunterfunktion nicht erkannt, kommt es zum sogenannten Kretinismus. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungsstörung, die sich bereits in den ersten beiden Lebenswochen zeigt.

Die Kinder fallen durch eine gelbe Hautfarbe und unreife Knochen auf. Ab der dritten Lebenswoche kommt es zu einer ausgeprägten Trinkschwäche und Verstopfungen; zudem schlafen die Säuglinge sehr viel. Später kommen der Minderwuchs von Beinen und Armen, eine dicke Zunge, eine teigig wirkende Haut und eine geistige Retardierung hinzu. Die betroffenen Kinder sehen zudem oft auch sehr gedrungen und klein aus. Kinder mit einem voll ausgeprägten Kretinismus sind schwer behindert und können ihren Alltag meist nicht ohne fremde Unterstützung meistern. Dank des Screenings kommt diese Erkrankung bei uns heute aber praktisch nicht mehr vor. Die Auffälligkeiten Schilddrüsenunterfunktion beim Kind auf einen Blick sind:

  1. Erste Symptome sind eine gelbe Hautfarbe, unreife Knochen, eine ausgeprägte Trinkschwäche, Verstopfungen und ein stark erhöhtes Schlafbedürfnis.
  2. Später treten Wachstumsstörungen der Arme und Beine auf.
  3. Die Zunge ist verdickt.
  4. Die Haut ist teigig und das Gewicht steigt.
  5. Es kommt zu einer bleibenden geistigen Behinderung.

Die Schilddrüsenunterfunktion bei Kleinkindern und größeren Kindern

Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche wirken bei einer Schilddrüsenunterfunktion oft antriebsgemindert, müde, unkonzentriert und zeigen eine allgemeine Leistungsminderung.

Abgesehen davon haben sie in der Regel blasse, teigig wirkende Haut und stumpfe Haare. Sie nehmen vermehrt an Gewicht zu, auch wenn sie weniger als gesunde Kinder essen. Eine Gewichtsabnahme ist bei ihnen sehr schwierig, da die Schilddrüsenhormone auch an der Stoffwechselaktivität beteiligt sind. Solange die Unterfunktion nicht mit Schilddrüsenhormonen behandelt wird, steigt das Gewicht weiter. Die Symptome bei Kindern und Jugendlichen auf einen Blick:

  • Müdigkeit
  • Allgemeine Leistungsminderung
  • Unkonzentriertheit
  • Antriebsarmut
  • Teigige Haut, stumpfe Haare
  • Gewichtszunahme ohne Erhöhung der Kalorienaufnahme

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Angeborene Ursachen der Hypothyreose im Kindesalter

Als Ursachen für die Unterfunktion kommen viele Faktoren infrage. Eine Hypothyreose kann angeboren sein; hier sind entweder eine zu kleine Schilddrüse oder das Fehlen der Hormondrüse verantwortlich. Auch eine genetisch bedingte Jodverwertungsstörung ist möglich, dabei ist der Körper nicht in der Lage, das zur Verfügung stehende Jod zur Hormonproduktion zu nutzen. Diese Form der Unterfunktion wird auch primäre Hypothyreose genannt.

Erworbene Ursachen der Hypothyreose im Kindesalter

Die erworbene Schilddrüsenunterfunktion kommt wesentlich häufiger vor als die angeborene Ursachen der Hypothyreose im Kindesalter. Als wichtigste Ursachen sind Entzündungen, Operationen und Bestrahlungen der Schilddrüse zu nennen.

Entzündungen können vor allem durch die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis bedingt sein. Bei dieser Schilddrüsenerkrankung wird das Schilddrüsengewebe zerstört, was zu den typischen Symptomen einer Unterfunktion führt. Aber auch die Einnahme von Thyreostatika und die Radiojodtherapie können eine Schilddrüsenunterfunktion zur Folge haben. Thyreostatika sind Medikamente zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion.

Sekundäre Unterfunktion

Bei der sekundären Schilddrüsenunterfunktion ist die Hormondrüse gesund, die Schilddrüsenhormone können jedoch aufgrund einer Fehlsteuerung der Hypophyse nicht gebildet werden. Die sekundäre Schilddrüsenunterfunktion kommt jedoch äußerst selten vor.

Tertiäre Unterfunktion

Diese sehr seltene Form ist durch eine Fehlregulation zwischen Schilddrüse und Gehirn bedingt. Diese Art kann durch Entzündungen, Fehlanlagen und Tumoren des Gehirns ausgelöst werden.

Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern

In allen Fällen der Unterfunktion müssen die Schilddrüsenhormone T3 und T4 durch die Einnahme von Tabletten zugeführt werden. Besonders bei Neugeborenen und Kleinkindern muss die Therapie schnell eingeleitet werden, um schwere Schäden und Entwicklungsverzögerungen vorzubeugen. Die Tabletten müssen regelmäßig und ein Leben lang eingenommen werden. Bei richtiger Dosierung sind Nebenwirkungen durch die medikamentöse Behandlung äußerst selten.

Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern

Schilddrüsenunterfunktion beim KindBei Säuglingen wird eine Hypothyreose heute durch das Screening frühzeitig erkannt. Kleinkinder und auch größere Kinder zeigen oft die typischen Symptome, die jedoch häufig als Alltagsbeschwerden gedeutet werden.

Besonders die Gewichtszunahme und die Hypoaktivität werden auf den stressigen Alltag und den Bewegungsmangel zurückgeführt. Auch der Leistungsknick wird oft mit Stress in Verbindung gebracht. Als erste Maßnahme sollte deshalb immer ein Arztbesuch erfolgen, um eine Schilddrüsenerkrankung auszuschließen oder zu bestätigen.

Kleine Kinder und Schulkinder mit einer Schilddrüsenunterfunktion fallen oft durch das Raster im Kindergarten und in der Schule. Die Symptome werden auch hier oft auf den Alltag und den Schul- oder Kindergartenstress geschoben. Leider dauert es oft lange, bis der Kinderarzt deshalb aufgesucht wird. Auch hier wird meist erst nach anderen Ursachen gesucht, um die auftretenden Symptome erklären zu können.

Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen

Die wenigsten Ursachen einer Hypothyreose können beeinflusst werden. Liegt als Ursache ein Jodmangel vor, muss dieses Spurenelement zusätzlich zugeführt werden. Um Neugeborene vor einer Unterfunktion der Schilddrüse zu schützen, ist eine ausreichende Jodzufuhr in der Schwangerschaft wichtig.

Ein Jodmangel der Mutter kann auch beim Kind zu Schäden führen. In der Stillzeit ist eine erhöhte Jodaufnahme ebenfalls wichtig, da Babys meist noch kein Salz in der Nahrung haben. Der Jodbedarf der Mutter ist beim Stillen erhöht, da der Körper Energie für die Milchproduktion benötigt. Um Kinder und Jugendliche vor einem Jodmangel zu bewahren, sind die Benutzung von jodiertem Speisesalz und der regelmäßige Verzehr von Meeresfrüchten und Seefisch ratsam. Auch Milch und deren Produkte enthalten eine größere Menge Jod, ein täglicher Verzehr in moderaten Mengen ist deshalb empfehlenswert. Diese Maßnahmen können einen Jodmangel verhindern:

  • Zum Würzen jodiertes Speisesalz verwenden
  • Ein bis zwei Portionen Meeresfrüchte oder Seefisch in der Woche
  • Lebensmittel mit Jodsalz verzehren
  • Milchprodukte und Milch täglich zu sich nehmen
  • In der Schwangerschaft und Stillzeit den erhöhten Jodbedarf beachten und mit einer angepassten Ernährung oder Tabletten decken

Bildquellen

Artikelbild: ©panthermedia.net Arne Trautmann

Mitte-Unten: ©panthermedia.net Artur Gabrysiak

 

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