Manche Eltern beklagen sich darüber, dass der Nachwuchs nachts nicht alleine schlafen kann und stattdessen lieber in das Elternbett krabbelt. Im elterlichen Bett schläft das Kind dann auch schnell und problemlos ein. Wird es dann aber in das eigene Bettchen gelegt, dauert es meistens nicht lange und mit der Nachtruhe ist es vorbei. Daher auch die Frage: Kind will nicht alleine schlafen – was kann man tun? (Diese Frage jetzt auch auf unserem Fachportal diskutieren.)
Um dieses Verhalten verstehen zu können, müssen wir einerseits einen Ausflug in die Anfänge der Evolutionsgeschichte unternehmen, als auch verstehen wie der Säugling die Welt, in die er hineingeboren wurde, eigentlich empfindet. Ein Säugling wäre ohne die Hilfe seiner Eltern nicht überlebensfähig. Hätte man vor Urzeiten ein Baby im Dschungel ausgesetzt, wäre es nach kürzester Zeit von wilden Tieren gefressen worden. Aus diesem Grund handeln Babies nach der Strategie „Sieh zu, dass du niemals alleine bist!“ Kinderzimmer gab es ja in der Steinzeit noch nicht, daher war es über Jahrtausende völlig normal, dass die Babys bei den Eltern schlafen.
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Kind will nicht alleine schlafen
Säuglinge haben bis zum vierten Monat einen sehr sehr leichten Schlaf. Eine richtige Tiefschlafphase, auch REM Phase genannt, stellt sich in der Regel erst nach dieser Zeit ein. Während es Babies relativ leicht fällt, im Arm der Mutter oder des Vaters einzuschlafen, kann es in der Wiege für den Säugling problematisch werden. Die oben erwähnte Strategie, niemals alleine zu sein, bringt das Baby in eine Art Dilemma.
Durch das Schlafen im Kinderzimmer wird es ja praktisch alleine gelassen. Darüber hinaus ist das Erinnerungsvermögen des Säuglings auch noch nicht so stark ausgeprägt. Woher soll das Baby denn wissen, dass Sie immer noch da sind? Auch nachdem Sie das Licht ausgeknipst haben. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird der Säugling dann nach wenigen Minuten zu schreien beginnen.
Wenn Ihr Baby also darauf besteht, im elterlichen Bett zu schlafen dann folgt es eigentlich damit nur einem sehr tief verwurzelten Schutzbedürfnis. Im elterlichen Bett hört das Baby den Herzschlag und die Atmung der Mutter. Der Geruch vermittelt ein Gefühl des Beschütztseins.
Was kann man also tun?
Da Sie nun die zugrundeliegende Ursache kennen, wird es auch einfacher werden, das Problem anzugehen. Eigentlich spricht ja rein gar nichts dagegen, den Säugling die erste Zeit im elterlichen Bett schlafen zu lassen. Zumindest so lange, bis sich bei Ihrem Baby eine Tiefschlafphase entwickelt hat.
Sie sollten nach diesen vier Monaten Schritt für Schritt vorgehen. Stellen Sie die Wiege im elterlichen Schlafzimmer gleich neben Ihrem Bett auf, sodass das Baby ganz leicht einen Sichtkontakt herstellen kann. Versuchen Sie dann nach einem weiteren Monat die Wiege in das Kinderzimmer zu stellen. Aber lassen Sie die Türen offen. Das gibt dem Säugling die Möglichkeit noch die Stimmen der Eltern zu hören, während es sich in Sicherheit wägend, auch in den Schlaf einlullen kann. Heutzutage gibt es sogar Apps für das Smartphone die Herztöne von sich geben. Mit der Zeit, wenn das Baby wächst, wird auch das Vertrauen wachsen, und Sie werden auf solche Hilfsmittel gänzlich verzichten können.
In manchen Ländern ist es übrigens völlig normal, dass die Kinder bis meist kurz vor der Pubertät, noch bei den Eltern im selben Bett schlafen. Ja, es stösst geradezu auf Unverständnis, dass die Kinder der westlichen Welt in Wiegen und in Kinderzimmern schlafen müssen. Lassen Sie sich also nicht von irgendwelchen Ratgebern dazuverleiten, Ihr Kind direkt in das Kinderzimmer „auszulagern“. Hören Sie auf Ihr Herz, auf Ihr Bauchgefühl und folgende Sie Ihrer inneren Stimme. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby noch bei Ihnen schläft, lassen Sie es zu. Möchten Sie dagegen selbst, dass der Nachwuchs im eigenen Bettchen übernachtet, gewöhnen Sie es langsam daran. Wenn das Kind dann aber nicht alleine schlafen will, reagieren Sie mit Verständnis und gehen Sie im Zweifel lieber nochmal einen Schritt zurück.
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Artikelbild: ©panthermedia.net Wladimir Wetzel
Mitte-Unten: ©panthermedia.net Igor Borisov