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Bettnässen bei Kindern – Ins Bett machen ist ein sensibles Problem

Bettnässen bei Kindern – Ins Bett machen ist ein sensibles Problem

Scham vor Bettnässen
Scham vor Bettnässen

Bettnässen (lat. Enuresis) im Kindesalter ist ein weiter verbreitetes Problem, als oft angenommen wird.

Etwa 10 % aller Kinder bis zum Alter von sechs Jahren kämpfen gegen diese Problematik, und selbst unter den Jugendlichen macht etwa ein Prozent regelmäßig nachts ins Bett.

[sws_yellow_box box_size=“640″]Inhalt des Artikels
Bettnässen bei Kindern
Die Gründe für das Bettnässen bei Kindern
Hilfe beim Trockenheitstraining
Schlußwort
Quellen der Recherche
http://www.initiative-trockene-nacht.de
http://www.drynites.ch
http://de.wikipedia.org/wiki/Enuresis [/sws_yellow_box]

Da Bettnässen bei Kindern leider immer noch zu den letzten Tabus in unserer Gesellschaft gehört, fühlen Eltern sich häufig alleingelassen und hilflos. Wer sich mit diesem Problem konfrontiert sieht, sollte auf jeden Fall Ruhe bewahren. Den meisten Kindern ist die Situation sehr peinlich, daher sollte auf Schimpfen und Vorwürfe verzichtet werden, um dem Nachwuchs einen möglichst entspannten Umgang mit dem Bettnässen zu ermöglichen.

Thematisiert werden muss das Bettnässen aber trotz aller Scham des Kindes, um eine Tabuisierung des Themas zu vermeiden – das würde dem Kind nur noch mehr das Gefühl geben, es würde etwas Schlechtes oder Verbotenes tun. In einem ruhigen Gespräch kann dem Kind erklärt werden, dass es nichts für das Ins-Bett-Machen kann, sich nicht schämen muss und Eltern und Nachwuchs gemeinsam an der nächtlichen Trockenheit arbeiten werden. Jetzt können auch Absprachen getroffen werden, inwieweit Freunde, Schulkameraden und deren Eltern sowie Klassenlehrer in das „Geheimnis“ eingeweiht werden sollen – das ist extrem wichtig für Übernachtungen bei Freunden und Fahrten ins Schullandheim oder die Jugendherberge.

Nichts ist für bettnässende Kinder beschämender und schlimmer, als morgens einen „Unfall“ zu bemerken und sich dazu erklären zu müssen! Viele betroffene Kids fürchten hier jedoch anschliessendes Mobbing, Ablehnung und Ausgrenzung, dieser Schritt sollte also gut überlegt sein. Vielleicht können auch nur Lehrer und Eltern der Übernachtungsfreunde eingeweiht werden? Je nach persönlicher Einschätzung des Verständnisses und der Toleranz der Freunde oder Mitschüler kann auch eine Windel für Erwachsene in diesen Situationen helfen, die durch die dezente Optik unauffällig getragen und entsorgt werden kann. Einfach abzusagen wäre fatal, da in diesem Fall zur Scham über das Problem noch Enttäuschung, und vor allem auch ein Gefühl der Isolation hinzukommen würde.

Welche Gründe gibt es für das Bettnässen bei Kindern?

Ab einem gewissen Alter von etwa vier oder fünf Jahren ist „normal“, dass das Kind auch nachts selbstständig aufwacht und zur Toilette geht, wenn es „muss“.

Tut es das jedoch nicht oder beginnt nach einer längeren Phase des Trockenseins wieder einzunässen, heisst es zunächst, Ursachenforschung zu betrieben. Um körperliche Ursachen auszuschliessen, ist der Gang zum Arzt erforderlich.

Zunächst sollte man sich an den Hausarzt oder Kinderarzt wenden; dieser wird bei Bedarf eine Überweisung zum Urologen oder für detailliertere Untersuchungen ins Krankenhaus ausstellen. Durch Abtasten, Ultraschall o. Ä. können hier Lage, Größe und Form von Blase und Harnwegen untersucht werden, um Auffälligkeiten entdecken oder ausschließen zu können. Auch eine Harnröhrenspiegelung kann hilfreich sein, um eventuelle Ursachen aufzudecken. Urin- und Bluttests können ebenfalls helfen – Diabetes oder Blaseninfektionen können unter anderem auch zum nächtlichen Einnässen führen; ein paar wenige der bettnässenden Kinder produzieren zu wenig von einem Hormon, welches die Harnproduktion hemmt. Bei Bedarf kann der behandelnde Arzt auch Medikamente gegen das Einnässen verschreiben – in Form von Tabletten, Tropfen oder Nasenspray kann so die Therapie zum Trockenwerden unterstützt werden. Später kann die Arznei dann nach und nach ausgeschlichen werden.

[sws_yellow_box box_size=“640″]Ist gesundheitlich alles in Ordnung, gibt es viele weitere Gründe und Ursachen, die untersucht werden sollten. Schläft das Kind einfach nur zu tief? Wann genau hat das Bettnässen begonnen? Häufig existieren Überschneidungen mit einschneidenden Erlebnissen wie der Scheidung der Eltern, Mobbing in Kindergarten oder Schule, Tod eines nahen Angehörigen oder der Umzug in eine fremde Umgebung. [/sws_yellow_box]

In einem ruhigen Gespräch kann man versuchen, möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Kommt man nicht weiter oder zeigt sich das Kind verschlossen, kann es helfen, einen Termin bei einem auf Kinder spezialisierten Psychologen zu vereinbaren. Häufig hilft es dem Nachwuchs, mit einem Aussenstehenden mit entsprechender Ausbildung über innerfamiliäre oder unangenehme Dinge zu sprechen. Sind mögliche Ursachen gefunden, kann dann gezielt an der Lösung der Probleme gearbeitet werden – hat man einen Weg gefunden, die Ursachen zu beheben, ist häufig auch das Bettnässen bald vergessen.

Hilfe beim Trockenheitstraining

Arztbesuch
Arztbesuch

Unterstützend zu Arztbesuchen und intensiven Gesprächen gibt es natürlich weitere Hilfen, um das Bettnässen abzustellen. Um Bettdecken, Kissen und Matratze zu schützen und für ausreichende Hygiene zu sorgen, können wasserdichte Decken-, Kissen- und Matratzenbezüge benutzt werden.

Bei häufigem Einnässen können auch Windeln zur Entlastung der Waschmaschine dienen; bei größeren Kindern sollte hier auf Modelle für Erwachsene zurückgegriffen werden, um ein Einschneiden zu vermeiden. Schläft das Kind einfach nur zu fest, kann es helfen, es jede Nacht zu einem bestimmten Zeitpunkt zu wecken und auf die Toilette zu bringen. Hierfür ist es hilfreich, zu erforschen, wann das Kind ungefähr „muss“, da viele Betroffene immer in etwa um die gleiche Zeit ins Bett machen.

Danach kann sich gerichtet werden, indem das Kind einfach eine viertel bis halbe Stunde vorher – möglichst täglich zur selben Zeit – geweckt wird. Oft müssen die Eltern in den sauren Apfel beißen und den Weckdienst persönlich übernehmen, da das Kind einen Wecker in der Tiefschlafphase einfach überhören würde. Nach einiger Zeit gewöhnen sich viele Kinder an den Rhythmus und gehen von selbst zur Toilette. Bei Kindern mit leichterem Schlaf kann eine „Klingelhose“ helfen; diese weckt das Kind durch einen Signalton, sobald Feuchtigkeit die eingearbeiteten Sensoren berührt. Da die Blase beim Aufwachen noch nicht komplett entleert ist, lernt das Kind die Verbindung aus voller Blase, Aufwachen und Toilettengang „im Schlaf“.

Auch das Reduzieren der Trinkmenge einige Stunden vor dem Schlafengehen kann helfen – so kann das Kind die Blase vor dem ins Bett gehen nahezu komplett entleeren und das Risiko des Einnässens wird wirkungsvoll gesenkt.

Vor allem aber sind die Geduld und das Verständnis der Eltern gefragt. Gerade in dieser Situation braucht das Kind besonders viel Liebe, Zuneigung und Verständnis – fühlt es sich unter Druck gesetzt, verschlimmert dies das Problem häufig zusätzlich. Für viele betroffene Eltern ist es übrigens hilfreich zu wissen, dass das Problem bei vielen Kindern mit zunehmendem Alter von ganz allein verschwindet!

Bildquellen
Artikelbild: ©panthermedia.net Alina Shilzhyavichyute
Mitte-Links: ©panthermedia.net Jonathan Ross

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